forum.findet.stadt.07
Ein Forumtheater von InterACT
Familie Schmölzer führt ein ganz normales Leben. Der Vater Maschinenschlosser, die Mutter Haufrau und Nebenerwerbschneiderin. Die Tochter Petra geht noch zur Schule, Julia, die andere Tochter ist Bankangestellte. Doch als Herr Schmölzer aufgrund eines Bandscheibenvorfalles seinen Job verliert und als Leiharbeiter nur mehr einen Bruchteil seines alten Gehaltes verdient, nimmt das Unglück seinen Lauf ...
Was erleben Menschen, die in finanzielle Notsituationen geraten?
Welche Wege führen heraus?
Was muss sich ändern im System?
Alles, was gezeigt wird, basiert auf realen Erfahrungen - die DarstellerInnen wissen, wovon sie reden, nichts ist erfunden. Beim Aufzeigen bleibt es aber nicht: Gemeinsam wird nach Lösungen gesucht, das Publikum ist eingeladen, sich am Geschehen aktiv zu beteiligen.
Das dritte "forum.findet.stadt"-Projekt von InterACT war dem Thema "Neuer Armut entgegenwirken" gewidmet. Dieses Projekt - als künstlerische Intervention in den sozialen und politischen Raum - aktivierte auf unterschiedlichen Ebenen zur politischen Partizipation und Lösungssuche, um neuer Armut entgegenzuwirken.
Über interaktive und politische Theaterkunst, sowie über Formen des szenisch-partizipativen Forschens wurden Erfahrungen mit und Auswirkungen von Armut thematisiert, zum Ausdruck gebracht und kreativ bearbeitet. Die HauptakteurInnen waren armutsbetroffene oder armutsgefährdete Menschen, die sich über dieses Projekt nicht nur Gehör verschafften, sondern aktiv an der Lösungssuche mitwirkten. Genauso wie die ZuschauerInnen bei den zahlreichen Aufführungen, die unter Beweis stellten, dass es in der Bevölkerung viele gibt, denen Armut nicht egal ist, und die auf kreative und demokratische Art und Weise zahlreiche Ideen und Vorschläge entwickelten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Mehr als fünfzig MitveranstalterInnen und KooperationspartnerInnen haben das Projekt in der Steiermark mitgetragen und unterstützt.
Mit vier unterschiedlichen Straßentheateraktionen intervenierte das Projekt mehr als 40 (!) Mal in öffentliche Räume von Graz bzw. von steirischen Gemeinden und erreichte damit mehr als 3.000 ZuschauerInnen.
18 interaktive Aufführungen des Forumtheaterstücks in Graz und der Steiermark folgten bis Ende November 2007, bei denen mehr als 1.000 Menschen mitwirkten.
160 Mal intervenierten dabei Menschen in das Spielgeschehen und versuchten ihre Lösungsideen umzusetzen.
Mehr als 300 Vorschläge und Lösungsideen wurden dabei formuliert, um Neuer Armut entgegenzuwirken.
Projektidee
„forum.findet.stadt.07: Kein Kies zum Kurven Kratzen - Neuer Armut entgegenwirken" ist ein partizipatives Kunst- und Forschungsprojekt. Es nimmt seinen Ausgangspunkt in dem Widerspruch, dass auf der einen Seite Gewinne der Unternehmen und Vermögen der Spitzenverdiener steigen, während andererseits bis zu 150.000 SteirerInnen an oder unter der Armutsschwelle leben - darunter vielfach Frauen, Kinder und Jugendliche (vgl. Steirische Statistiken Heft 9/2006). Viele von ihnen haben das Gefühl, dass es trotz aller Anstrengungen und Bemühungen oft nicht zum Notwendigsten reicht.
Das Projekt will auf kreative Weise dazu beitragen, die Situation von Menschen in finanziell schwierigen Lebenslagen zu verbessern und Ideen und Vorschläge an die Politik zu formulieren. Interaktive Theaterkunst und szenisches Forschen werden mit politischer Beteiligung verbunden, über einen künstlerischen und dialogischen Prozess werden Lösungsansätze - unter Einbeziehung von unmittelbar Betroffenen - entwickelt.
„Kein Kies zum Kurven Kratzen - Neuer Armut entgegenwirken" realisierte sich auf zwei Strängen:
Zum einen wurde im Mai, Juni und September 2007 mit mehr als 40 Straßentheateraktionen in Graz und in der gesamten Steiermark auf das Thema „Neue Armut" aufmerksam gemacht. Diese Straßentheaterszenen wurden von ca. 3.000 ZuschauerInnen miterlebt.
Zum anderen wurde unter Mitwirkung von unmittelbar Betroffenen die Forumtheaterproduktion „Kein Kies zum Kurven Kratzen" entwickelt, die alltägliche und emotionale Auswirkungen von finanziellen Engpässen und prekären Lebenslagen aufzeigt und bei den Aufführungen zur gemeinsamen Lösungssuche einlädt.
Alle eingebrachten Ideen und Vorschläge von 18 Aufführungen mit mehr als 1.000 TeilnehmerInnen wurden dokumentiert und werden in weiterer Folge den politischen VerantwortungsträgerInnen übergeben.
Das Projekt richtete sich damit in besonderem Maße an Menschen, die über Erfahrungen mit finanziellen Notlagen verfügen, die armutsgefährdet oder akut arm sind. Methoden der Theaterarbeit waren das Medium, mit denen Betroffene ihre Erfahrungen mit und die Auswirkungen von Armut thematisieren, zum Ausdruck bringen und kreativ bearbeiten konnten. Auf diese Weise sollte gewährleistet sein, dass die entwickelten Aktionen und Szenen auf authentischen Lebenserfahrungen und realen, alltäglichen Situationen beruhen.
Ziel war es dabei nicht nur, von Armut betroffene Menschen an einem längerfristigen Kunst- und Forschungsprojekt zu beteiligen, ihre kreative Kompetenz zu fördern und zur positiven Darstellung ihrer Fähigkeiten beizutragen, sondern es sollte auch erreicht werden, dass Menschen, die am öffentlich-politischen und kulturellen Leben sonst nur wenig partizipieren, mit ihrer eigenen Stimme sprechen und dass sie auf unkonventionelle Weise zur Artikulation ihrer Anliegen und Interessen ermutigt werden.
Zu beteiligten AkteurInnen wurden auch all jene, die zu den interaktiven Aufführungen gekommen sind, sich am Spielgeschehen und an den Diskursen beteiligten und politische Vorschläge entwickelten.
Das Projekt verstand sich als künstlerische und wissenschaftliche Intervention in den sozialen und politischen Raum, mit der auf unterschiedlichen Ebenen zur gesellschaftlichen und politischen Partizipation und Lösungssuche aktiviert wurde.
Projektbericht: Kein Kies zum Kurven Kratzen (.zip / 2000kb)
Aktivitäten: | Mai - Juni 2007 / Mehr als 40 auffällige, aktivierende und unterhaltsame Straßentheateraktionen zur Thematik "Neuer Armut entgegenwirken" in Graz und in steirischen Gemeinden mit über 3.000 ZuschauerInnen. Mai - Juni 2007 / Produktion eines alltags- und realitätsnahen, professionellen Forumtheaterstücks mit starker emotionaler Wirkung - unter Mitwirkung von unmittelbar Betroffenen als aktiv Gestaltende bzw. DarstellerInnen. Juni 2007 - Jänner 2008 / 18 interaktive Forumtheateraufführungen in Graz und in (steirischen) Gemeinden unter der Beteiligung von mehr als 1.000 TeilnehmerInnen. In diesen Aufführungen gab es über 160 Einstiege, in denen das Publikum alternative Handlungsmöglichkeiten zeigte. Mehr als 300 Lösungsideen und Vorschläge um neuer Armut entgegenzuwirken wurden dabei formuliert. August - Dezember 2007 / Erstellung des Projektberichts, in dem - unter Einbeziehung von armutserfahrenen Menschen - die dringendsten Anliegen und Vorschläge dokumentiert wurden. 20. Dezember 2007 / Übergabe dieses Projektberichts an Landeshauptmannstellvertreter Dr. Kurt Flecker sowie weitere (politische) VerantwortungsträgerInnen in einer großen Abschlussveranstaltung in der Grazer Orangerie. . |
Wie geht's weiter? | Im weiterführenden Projekt „Theater an die Macht" werden im Jahr 2008 die Vorschläge und Anliegen intensiv an (politische) VerantwortungsträgerInnen weitergetragen. So gab es am 17. Juni 2008 eine Veranstaltung im Steiermärkischen Landtag, weitere Aufführungen im Parlament und für das AMS sind geplant. . |
Beteiligte Personen: | Projektleitung, künstlerische Gesamtleitung, Regie, Moderation: Dr. Michael Wrentschur Produktionsleitung, Regieassistenz, Maske, Dokumentation: Mag.a Lisl Nußhold techn. Produktionsleitung: Wolfgang Rappel Projektberatung: Dr. Peter Altmann Projektorganisation: Silvia Gangl Mag.a Lisl Nußhold Mag. Martin Vieregg Koordination, Recherche: Mag.a Gabriele Skledar Mag. Martin Vieregg DarstellerInnen Forumtheater: Silvia Gangl Sandra Nedeljkovic Mag.a Gabriele Skledar Franz Hofer Rainer Hatzl Konzept, Regie Straßentheater: Christian Heuegger DarstellerInnen Straßentheater: Wera Köhler Mag.a Gudrun Maier Mag. Martin Vieregg Carola Gartlgruber Alice Hagg Franz Hofer Karl Kienegger Rainer Hatzl Kurt König Mag.a Christine Scherzer Irene S. Agathe Wernhammer Bühnenbild: Bernhard Bauer Martin Deutscher Wolfgang Rappel Ausstattung und Kostüme: Eva Andersch-Hartner Sandra Friesenbichler Kathrien Frieß Rainer Hatzl Sabine Priglinger Lichttechnik: Gerhard Michl Clemens Zabini Öffentlichkeitsarbeit: Wolfgang Rappel Filmische Dokumentation, Schnitt: Ronnie Baumhackl Christian Heuegger Coaching der DarstellerInnen Forumtheater: Marianne Köberl-Wrentschur . |
Projektbeirat: | Mag.a Isabella Holzmann "Hunger auf Kunst und Kultur"/ Culture Unlimited Ao.Univ.-Prof.in Univ.-Doz.in Dr.in Elisabeth Katschnig-Fasch Institut für Volkskunde und Kulturanthroplogie Mag.a Michaela Moser Sozialethikerin, Mitglied Koordinationsteam der Armutskonferenz, Vizepräsidentin des European Anti-Poverty Networks (eapn) Mag. Robert Reithofer ISOP Univ.-Prof. Dr.Josef Scheipl Institut für Erziehungswissenschaft, Arbeitsbereich Sozialpädagogik Martin Schenk Sozialexperte der Diakonie und Mitbegründer der Armutskonferenz Alfred Stingl Altbürgermeister der Stadt Graz Dr. Peter Stoppacher Institut für Arbeitsmarkforschung Ass.-Prof. Dr. Gerhard Wohlfahrt Institut für Volkswirtschaftslehre . |
KooperationspartnerInnen bzw. AuftraggeberInnen: | AB Sozialpädagogik, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Uni Graz AMS Steiermark Atempo . BAS Steiermark BIZ . BH Hartberg Café Palaver Caritas Graz Caritas Projekt IdA (Hartberg und Voitsberg) Caritas Vinzi-Laden Culture Unlimited Die Armutskonferenz Die Grünen Knittelfeld DOKU Graz FGZ Graz Forum Politische Bildung Frauen für Frauen Burgenland Frauen- und Mädchenberatung Hartberg Freiraum: Frauen für Frauen (Leibnitz) Gemeinde Ebersdorf Grüne Akademie Steiermark Grüne Bildungswerkstatt Kärnten ISGS Kapfenberg Kärntner Armutsnetzwerk Katholisches Bildungswerk (Kärnten, Steiermark) Katholische Frauenbewegung Steiermark Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark KPÖ Bildungsverein Steiermark Kulturmanagement Leoben Kulturreferat Voitsberg Kunsthaus Weiz Landtagsklub der Grünen Steiermark MuseumsCenter Leoben NEUSTART . Offenes Haus Oberwart ÖSB - Consulting Pro Mente Renner-Institut Kärnten Schuldnerberatung Steiermark Sozialhilfeverband Hartberg SöDieB GmbH Stadtgemeinde Deutschlandsberg Stadtgemeinde Kapfenberg Stadtgemeinde Leoben Stadtgemeinde Voitsberg Stadtgemeinde Weiz Transformator (Leibnitz) Universität Klagenfurt - Abteilung für Sozial- und Integrationspädagogik Verein Amsel Verein Avalon Verein Fetzen Verein Vamos Volkshilfe Steiermark Zukunft für alle. Kapfenberg initiativ . |
FördergeberInnen: | Albert Hönes Ausstattung AMS Steiermark Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz Das andere Theater Grüne Akademie IG Netz KPÖ Steiermark Land Steiermark: LH Mag. Franz Voves Land Steiermark: Jugend, Frauen, Familie und Generationen Land Steiermark: Kultur Land Steiermark: Soziales Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung SALE Projektmanagement Stadtgemeinde Kapfenberg Stadt Graz: Frauenreferat Stadt Graz: Kultur Stadt Graz: Soziales TAG Theateragenda . |