Quartierfrühstücke im Gries 2001
Ein Kooperationsprojekt von InterACT und IGGries


14 öffentliche Frühstücke in 9 Quartieren von Gries zwischen Juli und Oktober!

Mehr als 200 FrühstücksteilnehmerInnen und DiskutantInnen!

Mehr als 60 Vorschläge für die weitere Entwicklung im Bezirk!



Dies ist die Kurzbilanz des Projektes, das InterACT – die Werkstatt für Theater und Soziokultur in Kooperation mit der IGGries durchgeführt hat. Basierend auf der Idee von „permanent breakfast“ wurde in innovativer Weise die Kunst des öffentlichen Frühstücks mit einer aktivierenden und partizipativen Form der BürgerInnenbeteiligung und Stadtentwicklung verbunden. Der Frühstückstisch unter dem roten Dach („Gries 2010... Ein Bezirk denkt weiter! Frühstücken sie mit!“) wurde zu einem offenen, anregenden, lebendigen und manchmal sehr emotionalen Forum, in dem Menschen mit einander gefrühstückt und debattiert haben! Ängste und Ärgernisse, Sorgen und Probleme wurden zur Sprache gebracht, eine Reihe von wichtigen Vorschlägen und weiterführenden Ideen wurde formuliert und deponiert.

Der Bezirk Gries hat sich dabei in vielfältigen und lebendigen Facetten präsentiert. Es hat sich gezeigt, dass es in den Quartieren neben einigen sehr ernst zu nehmenden Problemen, Konflikt- und Spannungsfeldern auch sehr wesentliche Ressourcen und Stärken gibt. Zu ihnen zählen gerade auch jene Bürgerinnen und Bürger, die sich über die Entwicklung des Bezirkes viele Gedanken machen und sich für deren Umsetzung engagieren.


Ähnlich wie bei „permanent breakfast“ ging es auch bei den Quartierfrühstücken im Bezirk Gries darum, den öffentlichen Raum als gesellig - kommunikativen Ort zu nutzen und Menschen zu einem ‚öffentlichen’ Frühstück einzuladen. Anders als bei „permanent breakfast“ fiel aber der Charakter des Kettenspiels weg, vielmehr organisierte InterACT selbst die Frühstücke und lud AnrainerInnen, PassantInnen, im Bezirk Arbeitende bzw. VertreterInnen von Firmen, Institutionen und NGOs und PolitikerInnen von zum Frühstücken ein. Die Eingeladenen wurden dazu animiert, ihre Sichtweisen, Meinungen, Probleme und Vorschläge zum jeweiligen Quartier und zum Bezirk Gries insgesamt dazuzulegen:

Der Frühstückstisch wurde zu einem Ort der Kommunikation, der Diskussion und der Vernetzung, gleichzeitig ermöglichte die sichtbare Situation ermöglichen Stimmungen, Problemlagen und infrakstrukturelle Gegebenheiten quasi nebenbei zu ‚erheben’. Im Sinne des „bottom-up“ Prinzips wurde in den Bezirk „hineingehorcht“; es entstand ein für alle Interessierte offenes Forum. Das war ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer „Community Power“ in bezug auf BürgerInnen, UnternehmerInnen und NPO’s zur Stärkung einer dezentralen und integrativen Stadtteilarbeit.

Dadurch, dass die Frühstücke in verschiedenen Quartieren von Gries stattfanden, wurde die in der vorangegangenen Stadtteiluntersuchung (vgl. Krasser/ Hoffmann) entwickelte Quartiereinteilung einer alltagsnahen Probe unterzogen bzw. wurde beobachtet, ob die AnrainerInnen und Arbeitenden sich mit dem Quartier und/ oder dem Bezirk identifizieren.
Zusammengefasst wurden mit den Quartierfrühstücken im Bezirk Gries 2001 folgende Ziele verfolgt:

Meinungen, Blicke und Sichtweisen auf/ über den Bezirk bzw. das Quartier zu erfahren
Menschen dazu zu ermutigen, im öffentlichen Raum ihre Standpunkte, Sorgen und Wünsche zu vertreten
Quartierbezogene Themen, Problemfelder und Vorschläge zu erfahren
Kommunikation und Vernetzung im Sinne der Stärkung einer „Community Power“ anzuregen
Zur Identifikation mit dem unmittelbaren Wohn- und Arbeitsumfeld beizutragen



Zwischen dem 21.Juli 2001 und dem 20. Oktober 2001 fanden schließlich 14 nicht übersehbare Frühstücke in 11 unterschiedlichen Quartieren von Gries statt.

Bereits zwei bis drei Wochen vor einem jeweiligen Frühstück  wurde Kontakt aufgenommen zu VertreterInnen von Firmen, Institutionen und NGO’s, die in dem jeweiligen Quartier ansässig waren, um sie zum Frühstück einzuladen. Basis für die Einladungen waren Wünsche und Vorschläge der IGGries sowie Recherchen von InterACT. Die Eingeladenen wurden mit dem Projekt „Gries 2010... Ein Bezirk denkt weiter“ sowie mit der Idee der Quartierfrühstücke vertraut gemacht. Parallel dazu wurde das jeweilige Quartier abgegangen, um einen sinnlichen und stimmungsmäßigen Eindruck zu bekommen und noch weitere ortsansässige Initiativen, Institutionen oder Firmen ausfindig zu machen.

In der Woche vor den Frühstücken wurden alle nochmals persönlich eingeladen, außerdem wurden die Frühstücksfolder im jeweiligen Quartier aufgelegt und verteilt.

Die Frühstücke fanden in der Regel zwischen 9.30 und 12 Uhr statt, es nahmen zwischen 12 und 25 Personen daran teil, die ihre Ansichten, Meinungen und Diskussionsbeiträge kund getan haben: Dazu zählten die geladenen Gäste, BezirkspolitikerInnen, BewohnerInnen, die von den Frühstücken gewusst haben und PassantInnen, die zufällig vorbeigekommen sind.

InterACT war für die Gesprächsführung und Moderation verantwortlich, wobei wir folgendes Vorgehen wählten: Nach einiger Zeit des gemeinsamen Frühstückens, des Vorstellens der Projektidee und der Anwesenden ( „Was führt sie hierher? Wohnen, arbeiten, kaufen Sie hier (ein)?....“) sollte ein im Grunde offenes Gespräch entstehen, das von der Dynamik der jeweils Frühstückenden maßgeblich bestimmte wurde. Die Form unserer Moderation war eine eher ‚sanfte’: Für uns war es wichtig, darauf zu achten, dass alle zu Wort kommen und keine persönlichen An- oder Übergriffe passierten. Manches Mal ermutigten wir jene, die zumeist zuhörten, ebenfalls Stellung zu beziehen.

Dabei wollten wir in erster Linie Einstellungen und Meinungen erfahren und weniger in Frage stellen, wir ergriffen nicht Partei und bewerteten nicht, sondern wollten in erster Linie neugierig sein, in dem wir immer wieder nachfragten, um zu Konkretisierungen beizutragen („Wie ist das genau? Habe ich das so richtig verstanden? Können Sie mir das genauer erklären?“).
Andererseits hatten wir im Sinne eines Gesprächsleitfadens einige Fragen vorbereitet, die wir je nach Verlauf in die Diskussion einbrachten, um sicherzugehen, dass bei allen Frühstücken kein Themenbereich außer acht gelassen wurde.

Unsere Fragen orientierten sich an der sogenannten „Aktivierenden Befragung“ nach Hinte (1989, S.45-66), die bei aktivierenden Stadtteilprojekten in Einzelgesprächen verwendet werden. Diese mittlerweile sehr verbreitete Interviewform hat zum einen das Ziel, in relativ kurzer Zeit die relevanten Themen und Problemfelder in einem Stadtteil zu erfragen, zum anderen die Aktivitätsbereitschaft der Interviewten einzuschätzen, die für eine spätere Beteiligungsphase von größter Wichtigkeit ist. Von jedem Quartierfrühstück wurden außerdem fotographische und schriftliche Protokolle angefertigt, in denen die Themen, Problemfelder und Vorschläge zusammengefasst wurden. Diese schriftlichen Protokolle bildeten schließlich eine wichtige Quelle für die Auswertung und Analyse der Quartiere.




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